„Hospiz macht Schule“ in der Kolpingschule
“Ich wurde durch einen Flyer auf das Angebot der Hospizgruppe aufmerksam und dachte mir, ein Trauerfall kann jeden jederzeit treffen, auch meine Schüler. Warum also nicht darüber reden?”, schildert die Klassenlehrerin Frau Johanna Klenner ihre Beweggründe, die Hospizgruppe in ihre Klasse einzuladen.
Und so bekamen die 21 Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a der Kolpingschule an fünf Tagen Besuch von einem 10-köpfigen Team der Hospizgruppe Aschaffenburg e. V. und des Ökumenischen Hospizvereins im Landkreis Miltenberg e.V.
Die Projektwoche „Hospiz macht Schule“ fand in dem Themenfeld „Leben, Sterben, Trauer, Trost und Trösten“ statt und so konnte sich die Klassengemeinschaft abwechselnd im Plenum und in Kleingruppen mit diesen sehr sensiblen Themen auseinandersetzen.
Jeder der Tage stand unter einem eigenen Motto. Beim „Werden und Vergehen“ sprachen sie über eine Raupe, die zum Schmetterling wird ebenso wie über „dunkle und helle Wolken“, die für blöde und schöne Erlebnisse stehen. An Hand von Babyfotos konnte dann die eigene Entwicklung und Veränderung bis zum heutigen Tag nachvollzogen werden.
Filmausschnitte und Bilderbuchgeschichten untermalten auch den zweiten Tag als es um „Krankheit und Leid“ ging. In Kleingruppen erarbeiteten die Kinder, was ihnen bei Krankheit guttut oder hilft und überlegten sich Fragen, die dann an eine Palliativärztin gestellt werden konnten, die extra zu Besuch kam.
Am dritten Tag beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema „Sterben und Tod“. Viele Fragen kamen auf: „Was kostet eine Beerdigung?“, „Wie lange dauert eine Beisetzung?“ oder „Wer entscheidet, ob man beerdigt oder verbrannt wird?“. Eine ehemalige Bestatterin stand hierbei als Expertin zur Verfügung und beeindruckte die Kinder mit ihren geschilderten Erfahrungen. In Kleingruppen wurde dann der Umgang mit dem Sterben in verschiedenen Kulturen und Religionen unter die Lupe genommen.
„Vom Traurig-Sein“ handelte der vierte Tag. Mit Fingerfarben wurden Gefühle auf Plakate gebracht und auch mittels Pantomime dargestellt. Ein Highlight war die Pflanzaktion von kleinen Salatpflänzchen im Pausenhof.
Den Abschluss bildete am Freitag das Motto „Trost und Trösten“. Hier beschäftigten sich die Kinder mit der Frage, wie wollen wir getröstet werden und wie können wir andere Trösten. Zum Abschluss des Vormittages wurde der symbolische Lastentanz eingeübt.
Jeder Tag wurde als Ritual mit einem gemeinsamen Lied begonnen und beendet. Beim Abschlussfest mit den Eltern am Freitag zeigten die Viertklässler ihre kreativen Ergebnisse und berichteten von ihren Eindrücken. Besonders schön war, dass in Kleingruppen viel Zeit für persönliche Gefühle, Erlebnisse und Fragen war und so das ein oder andere zur Sprache kam, resümiert Frau Klenner am Ende der Woche und hat sich das Projekt bereits für nächstes Jahr vorgemerkt.
Text und Foto: Steffen Naumann